Können Sie sich kurz vorstellen und uns etwas über das Projekt erzählen, das Sie koordinieren?
Mein Name ist Isidore Motchon Ayaovi und ich bin Projektkoordinator beim Blauen Kreuz Togo. Wir führen in Partnerschaft mit International Blue Cross ein Projekt durch, das darauf abzielt, Schäden durch Alkohol und andere Drogen bei Jugendlichen zu verhindern.
Das Projekt hat drei Schwerpunkte: die Entwicklung von Lebenskompetenzen (Life Skills), die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und das Engagement der Gemeinschaft durch Advocacy-Arbeit. Es richtet sich an besonders verletzliche und gefährdete Gruppen, die in Stadtvierteln mit hoher Gewalt-, hohem Drogenkonsum- und hohen Armutsraten leben. Zu den Teilnehmenden gehören Schülerinnen, Friseurlehrlinge, Motorradtaxifahrer, Eltern, Gemeindeleiterinnen und religiöse Leiter.
Welches sind die grössten Herausforderungen in Ihrer Arbeit?
Eine der grössten Herausforderungen ist der leichte Zugang zu Alkohol und anderen Substanzen, oft zu sehr niedrigen Preisen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, jungen Menschen dabei zu helfen, ihre Entscheidungsfähigkeit und ihren Widerstand gegen Gruppendruck zu stärken, und mit politischen Entscheidungstragenden zusammenzuarbeiten, um junge Menschen besser zu schützen.
Wie beziehen Sie die lokale Gemeinschaft ein und was garantiert die Nachhaltigkeit des Projekts?
Wir arbeiten eng mit der Gemeinschaft zusammen, indem wir uns regelmässig mit den teilnehmenden Personen und lokalen Führungspersönlichkeiten in Schulen, Werkstätten, Kirchen und Gemeinden beraten, um das Projekt gemeinsam zu planen, durchzuführen und zu überwachen. Peer-Education ist ein zentraler Bestandteil unseres Ansatzes. Wir haben auch Anlaufstellen in Schulen, Ausbildungsstätten und religiösen Räumen eingerichtet. Wir organisieren Treffen zum Austausch- und zur Evaluation, um ein effektives Monitoring zu gewährleisten und die Eigenverantwortung der Gemeinschaft für das Projekt zu stärken.
Können Sie von einem Erfolg oder prägenden Moment des Projekts erzählen?
Das Projekt verzeichnet vielseitige Erfolge, hier zum Beispiel der Erfahrungsbericht von Adèle (19 Jahre):
« Danke dem Blauen Kreuz Togo, sonst hätte der Alkohol mein Leben ruiniert … Ich lebte mit meiner Mutter in Lomé, aber wir stritten uns häufig. Ich entschied die Schule zu verlassen und war monatelang von zu Hause weg. Ich schlug mich mit Gelegenheitsjobs durch, versuchte mein Glück im Ausland und meine Bekanntschaften verleiteten mich zu übermässigem Alkoholkonsum, so dass sich sogar mein Aussehen veränderte. Meine Mutter meldete mich schliesslich für eine Friseurlehre an, aber ich war ein Albtraum für meine Chefin. Ich trank bei jeder sich bietenden Gelegenheit und fehlte immer wieder. Eines Tages kam eine Leiterin des Blauen Kreuzes und kümmerte sich um mich. Neben den Gruppensitzungen nahm sie sich auch Zeit für private Gespräche mit mir und besuchte mich sogar zu Hause. Heute trinke ich nicht mehr, habe mein Lehrabschlusszeugnis erhalten und träume davon, meinen eigenen Salon zu eröffnen – und zu heiraten! »
Das Team des Blauen Kreuzes in Togo (Isidore ist die vierte Person von links in der oberen Reihe).
Weitere Informationen
- Das Projekt des Blauen Kreuzes Togo wurde von 2021-2024 durch den Igive2Help-Projektfonds kofinanziert. Ab 2025 unterstützt dieser Fonds von Interaction das Projekt des Blauen Kreuzes in Tansania.
- Tschad: innovative Solaröfen und Alkohol- und Drogenprävention, Besuch des Projekts vonm Blauen Kreuz in Tschad, 10. Februar 2025